"Deep Impact" - PMG APX ME

Vor Kurzem sind ein Paar der meisterwarteten und exklusivsten IEMs dieses Jahres eingetroffen - zumindest, wenn man einigen In-Ear Connoisseurs glauben möchte. Es handelt sich um die neuen PMG APM ME.

Manufakturarbeit

PMG Audio sind ein kleiner Boutique-IEM-Hersteller aus Polen und Teil von Custom Art. Sie haben sich in der Head-Fi Gemeinde mit dem limitierten APX SE weltweit einen Namen gemacht. Der APX SE wird als einer der besten IEMs der Welt bezeichnet. 

PMG haben sich nicht auf dem Erfolg des APX SE ausgeruht, sondern das Feedback von Kunden und Fans aufgenommen und den neuen APX ME (Metal) entwickelt. Der einzige Kritikpunkt am SE war, dass einige Kunden die Höhen als zu "scharf" empfanden und sich ein etwas "zahmeres" Tuning wünschten. 

Der ME ist laut PMG allerdings explizit nicht als Nachfolger des SE gedacht, sondern als Ergänzung, quasi als eine andere Geschmacksrichtung. Das Tuning ist insgesamt etwas wärmer und "dunkler" und die Höhen wurden etwas zurückgenommen, was den APX ME langzeittauglich machen dürfte - also gut geeignet für lange Hörsitzungen.


Üppiges Gesamtpaket

Schon beim Auspacken beeindrucken PMG mit einem üppigen Premium-Paket: 

Im Stoffsack findet sich ein hochwertiges braunes Echtleder-Case, welches den APX ME und sämtliches Zubehör beherbergt.

Der Clou: Das Case kann mit mitgelieferten Trennelementen in einen Transportkoffer für IEMs, DAP, Amp, Kabel und sonstiges Zubehör verwandelt werden - sehr praktisch und ein echter Mehrwert für unterwegs.

Die Liebe zur Qualität hört hier nicht auf. Die Selektion an Eartips befindet sich nicht in einer schnöden Pappschachtel oder Plastiksack, sondern in einer grossen Aluminium-Schatulle mit Sichtfenster. Im kleinen Velours-Transport-Case für die IEMs gibt es dann das gleiche Alu-Case nochmal für unterwegs in klein, in dem man 2 Paar Eartips unterbringt. 

Man kann wirklich nicht behaupten, dass PMG hier irgendwo gespart haben! Bedenkt man den sportlichen Gesamtpreis von über sechstausend Franken, dann bekommt man hier definitiv einen entsprechenden Gegenwert geliefert. 

Selbstverständlich ist all das schöne Zubehör nur Schall und Rauch, wenn das eigentliche Produkt nicht ebenfalls grossartig ist, denn schlussendlich geht es uns ja um die APX ME IEMs, die uns viele Stunden Musikgenuss bieten sollen! 


Hochwertiges Understatement

Oberflächlich betrachtet ist das Design der IEMs klares Understatement. Hier blinkt und glitzert nichts, es gibt keine leuchtenden Farben, sondern mattes Titanium mit einem subtilen Muster auf den Faceplates als Akzent. Auch das mitgelieferte Reinsilber-Kabel entspricht dieser visuellen Zurückhaltung. Es ist mit schwarzbraunem Kunststoff überzogen und nur Stecker, 2-PIN Konnektoren und Splitter aus mattem Aluminium nehmen das Muster der Faceplates wieder auf. Alles in allem also ein sehr schlichtes, unauffälliges Design, dass viele potenzielle Kunden ansprechen dürfte. 

Schlussendlich zählt aber wie gesagt nur eines: Der Klang. Denn wer über 6K für In-Ears ausgibt erwartet nicht weniger als das Beste. 

Spielpartner

Klar, dass auch diesmal mein unbestechlicher Lotoo Mjölnir als ultimative Quelle zum Eisatz kommt, denn der Mjölnir ist im besten Sinne neutral abgestimmt und lässt somit die Eigenheiten des APX ME für sich sprechen, ohne ihn zu limitieren - der Mjölnir spielt auf allerhöchstem Niveau. 

Playlist

Meine Testing-Playlist, welche ich stetig erweitere und überarbeite besteht aus Musik verschiedenster Genres, von Singer-Songwriter über Klassik, Rock, Metal hin zu Hip-Hop. Ausserdem hat jeder Track eine spezifische "Aufgabe": Verschiedene Aspekte der zu testenden Produkte evaluieren zu können. Es gibt also Track, um die Bass- Mitten/Stimmen- und Höhenwiedergabe zu testen, aber auch solche für die Instrumenten-bzw. Kanaltrennung, Staging/Bühnendarstellung oder auch Sibilance (scharfe Zischlaute bei kritischen Stücken). 

Alles ist relativ

Meine Beurteilung erfolgt selbstredend aufgrund meiner persönlichen Höreindrücke und ist gefärbt von meinem persönlichen Geschmack und meiner eigenen Wahrnehmung. Da ich mittlerweile wahrscheinlich einige hundert IEMs gehört bzw. getestet habe, kann ich auf einen gewissen Erfahrungs-Pool zurückgreifen und habe auch entsprechende Vergleichspunkte mit anderen IEMs. 

Ich habe übrigens aufgehört zu versuchen, komplett analytisch an die ganze Testing-Geschichte heranzugehen und zu versuchen mit audiophilen Termini den Klang der Produkte im Detail zu beschreiben. Zumindest weitgehend. Die Eindrücke sind sowieso subjektiv und statt unsere Leser mit quasi Fachbegriffen zu verwirren, konzentriere ich mich ab sofort lieber auf das, was das Produkt mit mir macht: Gefühle hervorrufen. 

Denn um nichts anderes geht es bei unser aller gemeinsamem liebsten Hobby Musik hören: Emotionen!


Hedonismus

Der APX ME macht schon nach den ersten paar Takten klar, worum es hier geht: Es geht NICHT darum, die Musk zu sezieren, es geht um grosse Gefühle und darum, sich mit breitem Grinsen und Gänsehaut zurückzulehnen und stundenlang einfach zu geniessen.

Es kann und wird passieren, dass Sie sich dabei ertappen, dass Sie eigentlich nur "mal kurz" in den APX ME reinhören wollen und Ihnen Stunden später bewusst wird, dass Sie gerade ihre komplette Playlist durchgegangen sind - "Nur noch das Stück hier, das habe ich schon lange nicht mehr gehört...." 😅🙌

Naturgewalt

Bass-Enthusiasten werden den APX ME sofort lieben, denn kaum ein anderer IEM kann das, was der ME kann: Einen markerschütternden, tiefen, satten und dennoch herrlich texturierten Bass produzieren, der den Vergleich zu grossen Standlautsprechern und Subwoofern nicht zu scheuen braucht. Meine bisherige Referenz in diesem Punkt war der Empire Ears Raven. Der APM ME steht dem Raven hier in nichts nach - er kann insgesamt vielleicht sogar noch eine Schippe draufsetzen!

Aber nicht nur der Bass ist Weltklasse. Das Tuning ist insgesamt sehr ausgewogen und stimmig und trotz oder gerade wegen des gewaltigen Basses können auch die anderen Aspekte des ME überzeugen: 

Stimmen stehen klar gezeichnet im Vordergrund, haben Gewicht und Authorität und klingen extrem natürlich. Ich habe das Gefühl beim Konzert live im Publikum dabei zu sein.

Die Kanal- bzw. Instrumententrennung ist hervorragend. Wenn man möchte, kann man jedes Element des Musikstückes, jedes Instrument, jede Stimme separat hören. Oder das Ganze einfach nur als Ganzes geniessen. Entsprechend ist die Bühnendarstellung nicht übertrieben - ich würde sie als durchweg realistisch bezeichnen. 

Trotz des "wärmeren", zahmeren Tunings des Obertonbereiches kann ich mich nicht über mangelnde Details beklagen. Hier fehlt absolut nichts. Im Gegensatz zum APX SE "springen" einem die hohen Frequenzen nicht direkt ins Gesicht, sondern werden dezenter präsentiert. - Definitiv perfekt für lange Hör-Sessions!

Wer liebt nicht einen gewissen Sparkle, also ein "Glitzern" in den Höhen bei gewissen Stücken? Klar, wir alle tun das oder zumindest die Meisten. Fehlt denn dieser Sparkle beim APX ME, aufgrund des "zahmeren" Tunings? NEIN, der Sparkle fehlt keineswegs, er ist nur weniger vordergründig als bei anderen, "heller" abgestimmten IEMs. 

Überhaupt fehlt hier absolut nichts, gar nichts! Alle Details sind da und das auf höchstem Niveau. Das festzustellen bedarf es einfach etwas Zeit, denn das komplexe Tuning des APX ME erschliesst sich vielleicht nicht gleich in den ersten paar Minuten. 

Auch ich habe eine ganze Weile gebraucht, um mir klarzuwerden, was den APX ME denn eigentlich ausmacht und was es braucht, um ihn zu geniessen und schätzen zu lernen.

1) Der umwerfende Bass kann anfangs etwas von den anderen Qualitäten des APX ME ablenken.

2) Das hier ist kein klassisches Referenztuning, aber auch kein typisches W-förmiges "modernes" Tuning, bei dem Bass und Höhen stark angehoben wurden.

Der APX ME hat ein ganz eigenes Tuning, dass ergründet und wertgeschätzt werden möchte - und das bracuht u.U. etwas Zeit. Dafür wird man für seine Geduld mit einer ganz besonderen Klangsignatur belohnt, die ihresgleichen sucht.

3) Der AX ME braucht Power. Nicht nur Power, sondern auch Kontrolle und dafür benötigt man idealerweise eine sehr gute Quelle (DAP, Amp), um seine Qualitäten nutzen zu können. Mit dem Mjölnir kein Problem und sicher auch nicht mit anderen High-End DAPs und Kopfhörerverstärkern.


Fazit

Für was oder wen ist der APX ME denn nun gedacht? Der APX richtet sich meiner Meinung nach an Musikliebhaber, die einen Allrounder suchen, der von den bekannten, klassichen und moderneren Tunings abweicht und etwas ganz Eigenständiges bietet, das sonst kein anderer IEM hat: Souveränität und Subtilität in einem. 

Er zeigt seine Überlegenheit ganz direkt im Bass, beherrscht aber auch die feineren Töne ganz virtuos und eignet sich sowohl dafür, mal richtig Gas zu geben, aber auch für entspannte, lange Hör-Sessions. 

Das ist ein Spagat, der bisher in dieser Form noch keinem von mir getesteten In-Ear gelungen ist und damit etwas ganz Besonderes. 

Der ME ist keineswegs günsig, aber wer gewillt ist, den Preis zu zahlen, erhält mit dem PMG APX ME ein ganz besonderes "Musikinstrument" und Sammlerstück, dass ihr oder ihm über viele Jahre Freude bereiten wird!


Ein kleines Experiment am Schluss

Bezugnehmend auf meinen letzten Satz, dass der APX ME seinen Besitzern lange Jahre Freude bereiten wird, habe ich ein kleines Experiment durchgeführt. 

Ich wollte wissen, ob der APX ME vielleicht noch "skalieren" kann, also mit einer besseren Quelle oder einem bseeren Kabel noch Luft nach oben beim Klang ist.

Eine bessere Quelle fällt mir aktuell beim besten Willen nicht ein, der Lotoo Mjölnir ist qualitativ kaum zu toppen - zumindest nicht im mobilen/portablen Bereich. 

Aber: Wie es der Zufall wollte, traf gerade eben das neue Satin Audio Zeus II Kabel in seiner "Eternal" Top-Variante ein. Wir reden hier von einem absoluten Flagship Kabel im Preisbereich von rund 3000 Franken!

Das Zeus II Eternal ist das Ergebnis jahrelanger Entwicklung seitens Satin Audio und ihr bisher aufwändigstes Kabel. Es besteht aus Silber, Gold und Palladium in diversen Kompositionen.
Hier ein Schema:

Kann dieses Kabel den APX ME noch weiter verbessern? 

Ja, kann es tatsächlich. Man möchte meinen, ein reines Silberkabel ist das Mass aller Dinge, wenn es um Details geht, aber das ist hier offenbar nicht der Fall:

Das Zeus II Eternal verbessert/erweitert so ziemlich alle Frequenzen des APX ME und bringt ihn auf ein neues, höheres Level. Es verändert aber auch sein Grund-Tuning.

1) Der Bass ist mindestens gleich intensiv, gewinnt aber an Geschwindigkeit, Klarheit und Textur.

2) Stimmen stehen deutlich stärker hervor, sind intensiver und sonorer.

3) Sparkle. Jede Menge Sparkle!!! Die Details sind betont, ebenso die Höhen.

4) Der Gesamtklang ist weniger "dunkel und warm", sondern gewinnt an Luftigkeit und Volumen. Der Raum öffent sich deutlich

5) Instrumente werden deutlicher umrissen bzw. herausgestellt. 

Luft nach oben?

Das Experiment mit dem Zeus II Eternal beweist zumindest eine Sache: Der APX ME hat Luft nach oben. Und eine ganze Menge sogar. Ob mit besserem Kabel oder besserer Quelle (DAP, Amp), Potenzial ist vorhanden. 

Ob es das Investment lohnt, muss jeder für sich entscheiden, aber Potenzial zur Verbesserung ist da. Mehr wollte ich mit meinem Experiment auch nicht herausfinden.

Mit dem Satin Audio Zeus II Eternal "verwandelt" man den APX ME in etwas, dass einem grossen Lautsprecher oder Flagship Over-Ear Kopfhörer in nichts nachsteht und macht den PMG APX ME vielleicht zum besten IEM, den ich je gehört habe!


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