Der Unbestechliche - Brise Audio Tsuranagi Kopfhörerverstärker

Beim Lesen der einschlägigen Audio-Foren und Chatten mit Audiophilen werde ich immer mal wieder auf neue Geräte und Hersteller aufmerksam (gemacht), deren Produkte und Philosophie Musikliebhaber einfach zu überzeugen scheinen - ohne grosses Marketing-Trara!

Viele dieser "Perlen" sind aus Asien und dort meist schon längst keine Unbekannten mehr. So auch in diesem Fall: Ich spreche von den Produkten der japanischen Firma Brise Audio, auf die so langsam auch die westliche Welt aufmerksam wird. 

Brise Audio stellen eigentlich ausschliesslich sehr hochwertige Audio-Kabel jeder Art her - unter anderem auch IEM- und Kopfhörerkabel. Die Wartezeiten liegen zum Teil bei astronomischen 3 Monaten 😱 - Ein deutliches Zeichen, wie gefragt ihre Produkte sind! 

Aufmerksam geworden bin ich jedoch durch ihr neuestes Produkt, einen mobilen Kopfhörerverstärker namens "Tsuranagi". Das Besondere an diesem kleine Amp ist, dass er eigentlich nie als Produkt verkauft werden sollte. 

"Der tragbare Verstärker TSURANAGI wurde als Testgerät für die Entwicklung von BriseAudios High-End-Kopfhörerkabeln und tragbaren High-End-Leitungskabeln (Mini-Mini-Kabel) entwickelt, um eine ideale tragbare Audioumgebung zu schaffen."

Für die interne Verdrahtung werden Kabel von Brise Audio verwendet, und das elektromagnetische Wellen absorbierende Abschirmungsmaterial und CNT (Kohlenstoff-Nanoröhrchen), die in ihren High-End-Kabeln wie MURAKUMO und YATONO verwendet werden, sind auf der Platine installiert, um die Klangqualität weiter zu verbessern.

Der Tsuranagi ist also eigentlich als Messinstrument konzipiert worden und nicht, um damit "einfach nur Musik zu geniessen". 

Neugierig geworden ob dieser ungewöhnlichen Geschichte, kontaktierte ich kurzerhand Brise Audio und kurze Zeit später war ein Demo des Tsuranagi bestellt und die Marke in unseren Shop aufgenommen.

Aber bevor wir uns den inneren Werten des kleinen Amps widmen, hier wie üblich ein paar Bilder des Tsuranagi:

Der Tsuranagi kommt - wie alle Brise Audio Produkte - in einem schwarzen Karton mit goldenem Brise Audio Logo. Im Inneren findet sich neben dem Gerät und einer Karte mit der Seriennummer eine Anleitung und sonst nichts weiter Weltbewegendes. Alles wirkt sehr hochwertig und edel und die Reduktion auf das Nötigste ist völlig ok. 

Der Tsuranagi kommt sehr klassisch daher - ganz im Gegensatz zu einigen anderen "durchgestylten" Geräten wie etwa der Cayin C9, Aroma Audio A100TB oder Astell&Kern PA10. 

Spätestes der fette Volume-Regler und der Kippschalter zur Eingangswahl (4.4mm oder 2.5mm) machen klar: Das hier ist Old-School - aber im Besten Sinne! 

Ach ja, das Case ist leider nicht im Lieferumfang und es gibt auch keines von Brise Audio. Zum Glück gibt's unsere Freunde von Vishnu-Leather, die für (fast) alle Geräte eine passende Hülle im Angebot haben.

Und somit haben wir direkt nach der bestellung des Tsuranagi Demo auch noch ein paar Transport-Cases bei Vishnu geordert. Ich muss wohl nicht erwähnen, dass die Qualität des Leders und die Verarbeitung gewohnt exzellent sind. 😊🙌



Und so schaut das Ganze in der Hülle aus. Jede vorstellbare Farbe und Stitching ist übrigens möglich. 

Gepaart habe ich den Tsuranagi mit dem umwerfenden Cayin N7, der somit als reiner DAC/Transport agiert. Ja, der N7 hat mich wirklich umgehauen und aktuell höre ich nur noch mit diesem grandiosen DAP. Mit dem Tsuranagi kann der N7 zeigen, wie gut sein neuer 1-Bit DSD DAC wirklich ist. (Spoiler: Hammer 🤩).

Ach ja. Wer sich jetzt fragt, was das für ein tolles Interconnect Kabel ist: Es ist ein Satin Audio Perseus 4.4 auf 4.4mm Interconnect. (Nein, ein solches Kabel liegt leider auch nicht beim Tsuranagi). Brise Audio bieten aber auch diverse Interconnects an.

Bei einer so hochkarätigen Kombi darf natürlich der angeschlossene Kopfhörer nicht der beschränkende Faktor sein. Somit fiel meine Wahl auf einen weiteren meiner persönlichen Favoriten: Den Unique Melody Multiverse Mentor.

Der Tsuranagi ist in erster Linie ein mobiler Verstärker für In-Ear Kopfhörer - wie man schon an den 2.5 und 4.4mm Eingängen und Ausgängen erkennen kann. Aus Neugier schloss ich aber dennoch mal einen "richtig grossen" Kopfhörer an: Den Spirit Torino Twin Pulse. Was soll ich sagen: Kein Problem für den Tsuranagi. Der Lautstärkeregler steht etwa auf 50% und ich geniesse einfach die Musik. 

Ermutigt von den Ergebnissen wurde ich übermütig und schloss den CA-1A von RAAL an - natürlich mit Interface auf 32 Ohm. Eigentlich braucht der RAAL laut Hersteller trotz Interface einen herkömmlichen Amp mit immer noch mindestens 4 Watt. 

Das war dem Tsuranagi aber egal: Er trieb den CA-1A völlig unbeeindruckt an wie ein Grosser. Unglaublich! 😱😍

Wie klingt's denn nun?

Ich habe es bereits angedeutet: Der Brise Audio Tsuranagi ist ein "unbestechlicher" und im besten Sinne neutraler und extrem kohärenter Kopfhörerverstärker. Zur Erinnerung: Der Tsuranagi wurde eigentlich als Messinstrument gebaut, um Brise Audios Kabel zu testen. 

Soundsignatur

Das heisst aber nicht, dass der Tsuranagi analytisch und "flach" tönt. Ganz im Gegenteil: Er präsentiert die Musik, wie sie ist - ohne Verfärbungen oder "Schönmalerei". Gute Aufnahmen klingen einfach wunderbar, schlechte Aufnahmen werden gnadenlos entlarvt. 

Bühne & Kanaltrennung

Etwas, das heraussticht, ist die Bühne, die der Tsuranagi zaubert. Er stellt die Musik unglaublich dreidimensional und luftig in den Raum. Die Instrumenten- und Kanaltrennung trägt zu diesem Eindruck ihr Übriges bei: Jedes Instrument im Ensemble, die Sänger, einfach alles hat seinen Platz und ist klar aus dem grossen Ganzen heraushörbar ohne das Zusammenspiel zu stören. Stimmen sind eindringlich und extrem natürlich. Das Wort, welches mit hier einfällt ist Kohärenz. Auf diesem Niveau habe ich noch keinen anderen portablen Kopfhörerverstärker gehört und sehr wenige Desktop-Geräte. Bravo! 

Auflösung, Detail

Tja, was soll ich sagen: Details und Auflösung sind über jeden Zweifel erhaben und es fällt mir schwer mir vorzustellen, dass hier irgendetwas fehlen könnte. Mehr geht nicht!

Dynamik

Wer jetzt meint, dass bei aller Neutralität und Natürlichkeit die Dynamik vielleicht etwas zu kurz kommen könnte, der sieht sich getäuscht. Ich höre "Beautiful Lie" vom Soundtrack "+atman vs. Superman" von Hans Zimmer und der RAAL CA-1a haut mir den Sub-bass nur so um die Ohren. Irre!

Synergie

Ich habe bisher nur den N7 von Cayin am Tsuranagi getestet aber diese Kombi ist ein "Match made in Heaven". Der 1-Bit DSD DAC im N7 scheint das perfekte "Futter" zu liefern mit dem der Tsuranagi zu Höchstform aufläuft. Ich werde jedoch in Zukunft noch weitere DACs & DAPs am Tsuranagi testen.

Fazit

Hätte ich diese Eindrücke mit dem Tsuranagi in einem Blindtest gemacht, ohne zu wissen, was für ein Amp an den Kopfhörern angeschlossen ist, dann hätte ich vor meinem geistigen Auge einen riesigen Desktop-Kofhörerverstärker gesehen, nicht aber so ein kleines, unscheinbares schwarzes "Kästchen". 

Was mir der Tsuranagi in Verbindung mit dem Cayin N7 um die Ohren haut, ist angesichts der Grösse und es Preises absolut unglaublich. Dass er zudem sogar mit RAALs Ribbon-Kopfhörern (mit Interface) nicht nur problemlos zurechtkommt, sondern diese meisterhaft zu beherrschen weiss, ist schlichtweg beeindruckend. Ich sollte den Titel wohl ändern in "Der Unerschütterliche".

Ich wage es kaum laut auszusprechen, aber der Tsuranagi ist wohl der beste portable Kopfhörerverstärker, den ich je gehört habe. 🤩

Wer's nicht glaubt und sich selber davon überzeugen möchte, sollte den Tsuranagi unbedingt kostenlos zuhause testen! 

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