Flaggschiff ohne Flaggschiff-Preis - Cayin N7
Pünktlich zum 30jährigen Jubiläum bringt Cayin ein Gerät, auf das ich sehnsüchtig gewartet habe.
Der Cayin N7 ist so etwas wie der Nachfolger des grossartigen N6II-R01 und auch wieder nicht. Er hat keinen klassischen DAC Chip, sondern realisiert die Digital-Analog-Konvertierung mittels Wiederständen - ähnlich wie der N6II mit R01 Modul. Dennoch handelt es sich offenbar nicht um einen klassischen R2R Aufbau.
Cayin beschreibt den Wandler des N7 als "1-Bit-Miniatur-DAC-Schaltkreis mit vier Schienen mit Widerstandsnetzwerk".
Was das Ganze jetzt genau bedeutet und wo genau die Unterschiede liegen, habe ich noch nicht ganz erfasst. Klar ist, der N7 kann nativ bis zu DSD512 dekodieren und verarbeitet PCM bis zu 32 Bit/768kHz. - Nicht schlecht! 🤩
Und - ähnlich wie ein klassischer R2R Wandler soll der neue Schaltkreis sehr natürlich und "analog" tönen. Platziert haben Cayin den N7 preislich allerdings in der Mitte zwischen dem N6II und dem neuen N8II. Aber nur preislich wohlgemerkt!
Denn klanglich - darauf werde ich später noch genauer eingehen - ist der N7 sehr viel näher am N8II als am N6II. Genauer gesagt verdammt nahe dran!
Doch schauen wir uns das Teil doch erst mal etwas genauer an...
Die Verpackung ist schick und schlicht und enthält alles, was man braucht...
Die Formsprache des N7 wurde an die des grossen Bruders N8II angepasst - die beiden sehen sich auf den ersten Blick sogar zum Verwechseln ähnlich. Auch die Abmessungen sind sehr ähnlich. Allerdings ist der N8II dicker und schwerer.
Das "Sundial" des N8II findet sich auch beim N8II wieder.
Nachdem die blaugrüne Hülle des N8II nicht so gut ankam, hat man eine neue Hülle in blass-orange mit Gold gestaltet - und ebenfalls für den N7 übernommen.
Qualität und Passform sind sehr gut und der grösste Kritikpunkt wurde ebenfalls adressiert: Während die original N8II Hülle oben offen ist und damit der DAP an dieser Stelle ungeschützt, lässt sich die neue Hülle oben mittels Magnetverschluss schliessen.
Die Rückseite hat ein polygonales Muster, welches je nach Lichteinfall reflektiert.
Und der Klang?
Die Überschrift deutet es bereits an: Was hier geboten wird, ist auf absolutem Flaggschiff-Niveau. Allein die technische Ausstattung ist beeindruckend und kann sogar den N8II in manchen Punkten übertreffen!
Das trifft in einigen Aspekten auch auf den Klang zu. Der N6II-R01 konnte meiner Meinung nach den "alten" N8 klanglich schlagen. Ganz so einfach ist es hier nicht, doch der N7 rückt dem N8II sehr sehr dicht auf die Pelle.
Testequipment
Beim N7 hat man sich am grossen Bruder N8II orientiert, aber alles nicht absolut Notwendige weggelassen: Keine Dual Korg Nutubes, kein Power+ Modus. Der neue 1-Bit DSD DAC muss reichen. Umschalten kann man lediglich zwischen Class A und A-B und die Unterschiede sind marginal.
Aber: Der N7 tönt "out-of-the-box" unglaublich klar, transparent und natürlich.
Die dargestellten Details sind mindestens auf dem gleichen Niveau wie beim N8II und die Höhe haben jede Menge "Sparkle".
Stimmen werden etwas weiter in den Vordergrund gerückt, als beim N8II und klingen wunderbar sonor und eindringlich. Das gesamte Ensemble spielt enorm kohärent - jedes Instrument, jede Stimme ist deutlich unterscheid- und ortbar.
Die Kanalseparation ist exzellent - den richtigen IEM oder Kopfhörer vorausgesetzt.
Besonders hervorzuheben ist die Bühnendarstellung, denn hier übertrifft der N7 meiner Meinung nach sogar den N8II. Mit einem entsprechenden Flagschiff - IEM oder - Kopfhörer tönt es so richtig dreidimensional - grossartig!
Last but not least möchte ich den Bass erwähnen, denn der ist richtig gewaltig. N8II und Hiby RS8 sind hier schon nicht von schlechten Eltern aber der Bass des N7 setzt beiden noch einen drauf. Das kann je nach Geschmack und Kopfhörer von Vor- oder Nachteil sein.
Mir fiel sofort auf, dass der ohnehin nicht bass-schwache Odin mit dem N7 im "Keller" deutlich mehr Druck und "Rumble" erzeugt und mit der Traiillii erhält endlich den Bass, der seinen BA-Treibern bisher verwehrt blieb.
Anders gesagt: Wem sich bei seinen IEMs oder Kopfhörern mehr Bass gewünscht hat, der bekommt ihn mit dem N7!
Ich habe die Oriolus Traillii schon lange nicht mehr aus dem Schrank geholt - mit dem N7 ist es so, als hätte ich schon die Traillii Version 2 in meinen Ohren und ich kann mich an den Details, der Bühne und dem herrlich druckvollen Bass kaum satthören!
Fazit
Wer auf den Röhren-Modus und Power+ des N8II verzichten kann bekommt mit dem N7 einen rundum-sorglos-DAP, der nicht nur absolut grossartig klingt, sondern auch noch eine moderne Plattform mit Android 12 mitbringt - und noch dazu deutlich günstiger ist, als die anderen Flaggschiff-DAPs auf dem Markt.
Angesichts der gebotenen Leistung und Ausstattung möchte ich sogar von einem Kampfpreis reden! Well done, Cayin!
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