Die neue Mittelklasse - Cayin N6III

Die neue Mittelklasse - Cayin N6III

...ist so gut wie die alten Flagships.

So oder so ähnlich könnte es weiter gehen. Ich hätte diesen Artikel auf mit Flagship-Killer betiteln können, aber zum einen gibt es ja schon einige neue Flagship DAPs, die ein ganz neues Klangniveau erreichen und zum anderen war mir der Titel dann doch zu reisserisch. 

Gestimmt hätte er dennoch, wie ich im Verlaufe dieses Blogs noch zeigen möchte. Aber fangen wir von vorne an...

Worum geht es?

Es geht um den neuen Cayin N6III. Und abwohl es diese Jahr wahrlich eine ganze Menge grossartiger Veröffentlichungen von Head-Fi Produkten gegeben hat, ist dieser DAP (Digital Audio Player) für mich etwas ganz Besonderes. 

Der N6III ist der Nachfolger des äusserst erfolgreichen Cayin N6II - einem der ersten DAPs mit wechselbaren Audio-Boards. Das heisst, man konnte die gesamte Audio-Sektion des Gerätes mittels lösen einer Schraube (oder waren es zwei?) durch eine andere ersetzen, die andere Komponenten und/oder Ein- bzw. Ausgänge hatte.



Das machte den N6II sehr flexibel sowohl beim Klang als auch seinen Einsatzgebieten und verlängerte die Lebensdauer. Viele unserer Kunden haben ganz sicher noch heute einen N6II im Einsatz, denn er war und ist ein tolles Gerät!


Erinnerungen

Der N6II war aber auch der erste DAP (neben dem N3Pro und N8), den wir in unserem Shop angeboten haben und er hatte bereits damals aufgrund seines extrem guten Preis-Leistungs-Verhältnisses einen ganz besonderen Platz in meinem Herzen, denn auch privat nutzte ich den N6II als DAP zum Musikhören.

Ich hatte privat bis dahin einen Astell&Kern SP1000M im Einsatz, der fast doppelt so teuer wie der N6II war und somit war der Umstieg für mich ein Schock - der N6II war klanglich klar besser als der SP1000M und bot zudem ein offenes Android System und die Audio-Boards zum Wechseln. Damals absolut unschlagbar!


Die Krönung

Die Krönung verpasste Cayin dem N6II als nach 5 Audio-Boards quasi "aus dem Nichts" ein sechstes Board veröffentlicht wurde - Das erste Audio-Board seiner Art mit R2R DAC. Damals in der Grösse absolut undenkbar.

Das Board schlug ein wie eine Bombe und Cayin brachte den DAP als Sondermodell N6II-Titanium mit R2R Board als Standard heraus.

 

Ein wunderschönes und grossartig klingendes Gerät, das in seiner Klasse konkurrenzlos war und sogar den "grossen" Bruder N8 in seine Schranken verwies. (Der N8 wurde kurz darauf eingestellt und später durch den N8II ersetzt).

Hier unser Blog zum N6II-TI

Die Einstellung der Produktion des N6II war für Viele ein Schock - gab es doch in dieser Preisklasse wenig Alternativen - schon gar keine, die so gut klangen. In den Foren wurde heiss über einen Nachfolger diskutiert, aber Cayin verneinte vehement, dass es in absehbarer Zeit einen Nachfolger geben würde.


Der "Neue"

Und so dauerte es eine ganze Weile, bis Cayin die "Lücke" in ihrem Portfolio schloss. Jedoch nicht mit dem ersehnten N6III sondern dem preislich höher angesiedelten N7. Der Cayin N7 integrierte ebenfalls eine Art R2R Technologie (1Bit DSD DAC) und ist nach wie vor klanglich wie preislich ein hervorragendes Gerät. 

Umso grösser war die Überraschung, als vor kurzem und völlig unerwartet der neue N6III vorgestellt wurde. Meine Freude war riesengross!

Sofort bestellten wir ein paar Geräte, aber ich konnte mich wochenlang nicht überwinden, das Gerät zu testen. Zu gross waren meine Erwartungen, zu gross die Angst, der N6III könnte es in den Fussstapfen seines Vorgängers schwer haben. 

Jetzt endlich habe ich es über mich gebracht und die Packung geöffnet - und ein paar Unboxing Bilder geschossen. Und während ich diesen Blog schreibe, lausche ich den Klängen der Musik, die der N6III in meine Ohren zaubert. 

Unboxing


Wie für Cayin üblich kommt der N6III in einer schnörkellosen schwarzen Karton-Verpackung daher, die dank matter Oberfläche und kupfernem Aufdruck äusserst edel und modern wirkt. Die Grafik- bzw. Verpackungs-Designer bei Cayin können ihren Job!


Wie die Verpackung kommt das Gerät in klassichem Schwarz daher und wird durch goldene Buttons und Lautstärkeregler aufgewertet. Ein funktionales, modernes und zeitloses Design.


An der Unterseite befinden sich separate 3.5mm Ausgänge für Line-Out und Kopfhörer, so wie ein kombinierter 4.4mm Balanced Ausgang. 


An der Oberseite sitzt der USB-C Port zum Aufladen und Verbinden mit anderen Geräten sowie der MicroSD Card Slot. Rechts oben sind Lautstärkeregler, Forward, Back und Play/Pause Buttons platziert. Der Power-Button befindet sich links des Gerätes.

Das Audio-Modul ist beim N6III grösser als beim N6II, bietet also mehr Platz für mehr bzw. bessere Audio-Komponenten als je zuvor. Während man beim N6II noch einen Schraubendreher zum Board-Wechsel benötigte, drückt man jetzt einfach zwei gegenüberliegende Knöpfe in unteren Bereich des Players und zieht das Board heraus. Das kann sogar im laufenden Betrieb passieren.

Alles in allem merkt man dem Geräte-Design an, dass viel Überlegung in Usability geflossen sind. 


Sound-Check

Natürlich interessiert uns vor allem auch der Klang, dessen der N6III fähig ist und hier wird`s erst richtig spannend!

Testequipment

Um den N6III beurteilen zu können, wählte ich den unbestechlichen Annihilator 23, einen Flagship-IEM mit Referenz-Abstimmung. "Der Anni23" hat seit seinem Release viele Audiophile in seinen Bann gezogen, denn sein wunderbares, kohärentes Tuning ist auf höchstem Niveau - nichts wird übertrieben, nichts weggelassen.

Los geht's 

Ich gestehe, dass ich bezüglich des N6III sehr skeptisch war und damit bin ich sicherlich nicht der Einzige. We den N6II kennt, weiss, dass ein Nachfolger unweigerlich nahezu unmöglich hohe Erwartungen weckt. Wie ich schon erwähnte, brauchte ich Wochen, um den N6III überhaupt auszupacken.
Der Umstand, dass man für das erste, mitgelieferte Audio-Board mit der Bezeichnung C201 statt wie bisher ESS/AK/R2R DACs, Cirrus Logic DAC Chips verwendete, bereitete so manchem Audiophilen Bauchschmerzen. 

Cirrus Logic war lange Zeit wohl eher als Anbieter "billiger" Chips und Komponenten im Computer Sektor bekannt. Dass sie vor einer ganzen Weile sehr respektable DAC Chips produzierten, war selbst mir nicht bekannt. 

Der im C201 enthaltene CS43198-Chip ist für Audiophile kein Unbekannter, da es sich um einen von Cirrus Logic entwickelten, stromsparenden und hochwertigen DAC handelt, der auf dem CS4398 basiert. Er ist in der Audioindustrie weithin anerkannt und wird häufig eingesetzt. Im C201 verwendet Cayin acht CS43198-Chips, die ein „Parallel Full Differential Matrix DAC“-Design bilden. 

8!!! DAC Chips in einem DAP bzw auf einem Audio-Board. 

Da muss man erstmal trocken schlucken. In den letzen Jahren gab es ja schon Designs mit 2, 3 und schliesslich 4 DACs (z.B. AK SP3000), aber 8 klingt fast schon nach Inflation. Oder wie "Mit Kanonen auf Spatzen schiessen". 

Egal. Ich überwinde meine anfänglichen Vorbehalte, "stöpsle" den Anni23 in den N6III ein und drücke "Play". 

Ach du 😵😵😵. Ich pausiere und frage mich was hier nicht stimmt. Ich höre weiter und langsam wird es mir klar: Das Preisschild ist falsch. Was ich hier höre, kann unmöglich so günstig sein. 

Sagen wir es so: DAPs haben in den letzten Jahren einen unglaublichen Sprung gemacht: Der Klang wurde deutlich besser, während die Preise einigermassen konstant blieben. Oder anders gesagt: Geräte, die eher in der Mittelklasse oder unteren Mittelklasse angesiedelt sind, so wie der N6III sind mindestens auf dem Niveau, auf dem vor wenigen Jahren Oberklasse-Geräte für 2-3x so viel Geld waren. 

Das gilt vor allem für Cayin und Hiby, die sich intern einen regelrechten Wettstreit liefern, wer den besseren Klang für weniger Geld liefern kann. Ach ja: Cayin und Hiby gehören zum selben Mutterkonzern bzw. Konglomerat.

Der N6III ist bis anhin wohl die Krönung dieses Wettstreits: Noch nie habe ich so eine Klangqualität (und Verarbeitungsqualität!) bei einem DAP dieser Preisklasse gehört/gesehen!


Wie klingt es?

Das "Soundbild" des N6III ist Cayin-typisch eher auf der wärmeren, emotionalen Seite angesiedelt, behält sich einen gewissen Referenzcharakter aber bei.

Der N6III klingt luftig und dreidimensional mit sehr guten Mikro-Details. In einem Ensemble sind die Instrumente und Sänger/inner sehr gut ortbar und klar voneinander separierbar, ohne das die Komposition als Ganzes leidet. Kohärenz ist hier wohl das richtige Wort.

Stimmen klingen wunderbar natürlich und werden klar umrissen, ohne sie zu weit in den Vordergrund zu stellen. 

Und wenn es bei einem Soundtrack oder anderem Musikstück mal brachial zur Sache geht, liefert der N6III einen Druck, den man sonst nur von den ganz "grossen" DAPs gewohnt ist. - Der N6III ist eine echte Dynamik-Granate!

Fazit

Mit dem N6III setzen Cayin ihre Tradition grossartiger DAPs fort, die stetig das Establishment herausfordern und neue Grenzen ausloten. Noch nie gab es so viel Klang für einen so fairen Preis.

Rechnet man hierzu die Fähigkeit des N6III, in den kommenden Jahren kostengünstige "Upgrades" über neue Audio-Boards zu beziehen, ist das hier Gebotene aktuell wohl so ziemlich unschlagbar. - Ich jedenfalls bin begeistert und meine anfängliche Skepsis hat sich in Wohlgefallen aufgelöst.


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